Willi-Bredel-Gesellschaft
Geschichtswerkstatt e.V.
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Zwangsarbeit / Forced Labour

Das Zwangsarbeiterlager am Hamburger Flughafen

In unmittelbarer Nähe des Hamburger Flughafens stehen die beiden letzten noch am authentischen Ort erhaltenen Zwangsarbeiterbaracken Norddeutschlands. Die WBG konnte sie 1998 vor dem Abriss retten und beschloss, dort ein Informationszentrum zur Zwangsarbeit aufzubauen.

Das Informationszentrum Zwangsarbeit

Von den ursprünglich vier Baracken ist die Abortbaracke nur noch teilweise, die Bürobaracke vollständig erhalten. Nach der Übernahme durch die WBG musste sie aufwändig saniert werden, bevor darin das Informationszentrum Zwangsarbeit Schritt für Schritt aufgebaut werden konnte. Dabei war der Besuch von fünf ehemaligen niederländischen Zwangsarbeitern mit ihren Ehefrauen im Jahre 2000 von großer Bedeutung. Sie berichteten ausführlich über ihre Zeit in Hamburg und konnten wertvolle Informationen und Fotos liefern, die in die erste Dauerausstellung zum Leben der Niederländer im Lager von 1943 bis 1945 einflossen. Nach und nach kamen vier weitere kleine Dauerausstellungen hinzu: Zwangsarbeit in Hamburg; der Leidensweg der polnischen Jüdin Térèsa Stiland, geb. Matla Rozenberg; der Kriegsverbrecherprozess gegen Emil Bruns und sein nachfolgender Aufstieg als  Bauunternehmer; sowie die Nutzung der Baracken in der Nachkriegszeit. Diese Ausstellungen können an jedem ersten Sonntag im Monat und bei Sonderöffnungen von 14 bis 17 Uhr mit einer möglichen Führung besichtigt werden. Zwanzig Jahre nach der ersten Sanierung war eine weitere notwendig, die mit finanzieller Unterstützung aus dem Quartiersfonds der Finanzbehörde und Geldern der Stiftung Denkmalpflege Hamburg im Herbst 2021 abgeschlossen werden konnte.

Die Betreiberfirma

Das Lager im Wilhelm-Raabe-Weg 23, eines von ca. 1300 Zwangsarbeiterlagern in Hamburg, war vom Garten- und Landschaftsbauunternehmen Kowahl & Bruns im September 1942 beantragt worden.  Emil Bruns und Fritz Wilhelm Kowahl – Mitglieder in NSDAP und SA - hatten die Firma 1939 gegründet. Geschäftszweck war u. a. die Tarnung von Flughäfen in Deutschland, Polen und Frankreich, ab 1943 auch die Unterbringung von Zwangsarbeitern. Durch diese und andere kriegswichtige Aufträge wie Trümmerbeseitigung und Plattenhausbau stieg die Zahl der Arbeitskräfte bis 1944 auf ca. 2000 Personen. Davon waren 1900 Zwangsarbeiter und weibliche Häftlinge aus dem KZ Sasel. In Hamburg betrieb die Firma drei weitere Zwangsarbeiterlager.

Das Lager in Fuhlsbüttel

Nach der Errichtung eines Wohnlagers für 144 ausländische "Zivilarbeiter" auf dem von Kowahl & Bruns gepachteten Grundstück in Fuhlsbüttel wurden bis Kriegsende Zwangsarbeiter aus verschiedenen Hamburger Betrieben untergebracht. Etwa die Hälfte waren Niederländer, die bei dem Philips-Tochterunternehmen C.H.F. Müller sechs Tage die Woche in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten. Außerdem lebten dort Italienische Militärinternierte, Franzosen und Belgier. Die Niederländer berichteten, dass das Leben im Winter am härtesten war. „Wir hatten mitten im Zimmer einen Ofen, hatten aber sehr wenig Brennstoff. Wenn wir uns mal etwas warm machen wollten, dann haben wir immer mal ein Brett aus unserem Bett rausgenommen.“ Ungeziefer in den Strohsäcken, die als Matratzen dienten, war die Regel. Als einer der holländischen Arbeiter sich krank meldete, wurde er von einem Betriebssanitäter als Simulant bezeichnet und trotzdem zur Arbeit geschickt. Einige Wochen später war er gestorben. Für das einzige Todesopfer der Fuhlsbüttler Zwangsarbeiterunterkunft wurde ein Stolperstein vor der Baracke verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Baracken als Behelfsunterkünfte. Bis 1997 wurde die vollständig erhalten gebliebene Baracke noch von vier Parteien bewohnt, unter anderem von einem Sohn des letzten Lagerleiters Fritz Kowahl. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie in der Nachkriegszeit nicht abgerissen wurde und so der Nachwelt erhalten blieb.

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