Willi-Bredel-Gesellschaft
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Medien

Fuhlsbütteler Filmtage

Hintergründe zum Film „Der Leidensweg durch KolaFu“

Die Geschichte des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel

Hintergründe zum Film „Der Leidensweg durch KolaFu“
Die Geschichte des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel

Dokumentarfilm von Helmuth Warnke und Stadtjournal 1984 

Helmuth Warnke (1908–2003) wurde zusammen mit seinem Vater als KPD-Mitglied bereits 1933 ins KZ Wittmoor eingeliefert, kam später jedoch in eine der berüchtigsten Folterstätten Deutschlands, in das KZ Fuhlsbüttel. 

Mehr als fünfzig Jahre später erzählte Warnke den jungen Filmemachern Rainer Korsen, Jörg Altekruse, Gabriele Oberstenfeld-Walz und Walter Uka vom "Stadtjournal", einer unabhängigen Hamburger Videoprojektgruppe, von seinen Erlebnissen in der Haft. Auch wenn es der Willi-Bredel-Gesellschaft in den letzten 20 Jahren immer wieder gelungen ist Veranstaltungen mit Zeitzeugen durchzuführen, so wird das zunehmend schwieriger, weil ihre Zahl am Schwinden ist. Daher ist dieser Film für uns heute eine der wenigen Möglichkeiten, so etwas wie den Live-Auftritt eines Zeitzeugen noch einmal zu erleben. Warnke war Mitglied der Bredelgesellschaft. Er galt in Fuhlsbüttel und Langenhorn als eine Institution, die sich bis ins hohe Alter immer wieder zu Wort gemeldet hat, sei es zu aktuellen Themen, mit eigenen Publikationen oder im Sinne der Erinnerungsarbeit.

Das Lager Wittmoor war Hamburgs erstes KZ, dessen Wachmannschaften noch aus regulärer Polizei bestanden. In dem im September 1933 eröffneten Konzentrationslager Fuhlsbüttel herrschte aber schon der Terror der SS-Wachen. Das KolaFu war erst der Hamburger Justizverwaltung und dann formell der Polizei unterstellt. Himmler sprach daher offiziell verharmlosend vom „Polizeigefängnis Fuhlsbüttel", ab 1936 war der zutreffende Begriff eigentlich „Gestapogefängnis". Trotzdem hat sich der Begriff KolaFu für diesen Ort des Schreckens eingebürgert. Bis 1935 waren fast alle Häftlinge, die hier gequält, gefoltert und oft in den Tod getrieben wurden, Kommunisten. Später kamen dann auch vermehrt andere Opfergruppen ins KolaFu - Juden, Ostarbeiter, Mitglieder internationaler Widerstandsbewegungen, Menschen aus dem St. Pauli-Milieu, Angehörige von ethnischen Minderheiten, Bürger, die wegen eines politischen Witzes denunziert worden waren, Jugendliche der Swing-Bewegung, Zeugen Jehovas u.a. 

Das Hamburger Landgericht wies 1962 während des Mordprozesses gegen den stellvertretenden Lagerkommandanten Dusenschön nach, dass der Angeklagte  Misshandlungen an Häftlingen „mit Peitschen, Ochsenziemern, Koppeln und Stuhlbeinen in viehischer Weise" begangen hatte. 

Helmuth Warnke äußerte auf der Kundgebung am 27. Februar 1983 vor dem Torhaus am Suhrenkamp: Wenn junge Menschen heute erfahren, dass Fuhlsbüttel zwölf Jahre bestanden hat und die Behandlung der politischen Gefangenen immer unmenschlicher gehandhabt wurde, können sie sich vielleicht vorstellen, warum wir Ehemaligen dieses Torhaus das "Tor zur Hölle" nennen. Diese Straße hier hat nicht länger verdient, dass sie den Namen Suhrenkamp trägt, sie müsste längst "Golgatha-Straße" heißen.

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