Stadtteilnachrichten
Aus Industriekultur 3.25
Hamburg
Letzte Wäscherei von Alsterdorf
Unter „Gefährdet“ verbucht der Denkmalverein Hamburg e.V. auf seiner Internetseite das Fabrikensemble an der Alsterdorfer Straße Ecke Carl-Cohn-Straße im Hamburger Norden. Denn 2023 wurde die Fabrikantenvilla abgerissen, nachdem das Areal im Jahr zuvor verkauft worden war, um dort Wohnungen zu bauen. Doch der Wohnungsbau in bisheriger Form ist vom Tisch, berichtete das Hamburger Abendblatt am 16. April 2025. Nunmehr sei geplant, das Gewerbegebiet mit dem historischen Bestand zu entwickeln. Ein Planungsteam entwickelte 2024 ein Konzept für den 14,4 Hektar großen Standort mit bisher 122 Unternehmen sowie Wohnungen für etwa 1 100 Menschen. Er soll als Gewerbegebiet attraktiver werden; Neubauten könnten das Gelände ergänzen. Mehrere der Gebäude, in denen einst unten das Handwerk ausgeübt und darüber gewohnt wurde, sollen Bestandsschutz haben. Vor allem aber soll die alte Wäscherei mit dem markanten Schornstein von 1937 stehen bleiben, hieß es.
Der malerische Komplex wurde nach Auskunft des Bürgervereins Alsterdorf Ende des 19. Jahrhunderts für die Seifenfabrik Puhlmann & Sohn errichtet, mit einer typischen Mischung aus repräsentativem Wohngebäude und einfacher gestalteten Fabrikteilen. Die angesichts moderner Waschmittelproduktion nicht mehr konkurrenzfähige Seifenfabrik wurde Ende der 1920er Jahre stillgelegt. Es zog eine der für den Stadtteil prägenden Wäschereien, die Firma Cansier von der Alsterdorfer Straße 214, in den Komplex. In den 1930/50er Jahren wurde die Bauten mehrfach erweitert und modernisiert. „Leider hat das Denkmalschutzamt (…) eine Unterschutzstellung abgelehnt, weil es das Ensemble als geschichtlich nicht bedeutend genug und zu stark verändert bewertete“, schrieb der Verein. S.B.
2021 stand die Fabrikantenvilla (links hinter dem großen Baum) noch. Die übrigen Gebäude der Seifenfabrik und späteren Wäscherei in Hamburg-Alsterdorf sollen aber nun erhalten bleiben. Foto: Sven Bardua
„Letzte Wäscherei in Alsterdorf“
Unter dieser etwas ungenauen Überschrift veröffentlichte die Fachzeitschrift „Industriekultur“ im September 2025 einen interessanten Artikel von Sven Bardua (S. B.) über eines der letzten noch existierenden Fabrikgebäude in Alsterdorf, in dem sich über viele Jahrzehnte die Wäscherei Cansier befand. Spätestens seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das markante Gebäude nicht mehr als Wäscherei benutzt. Viele Jahre wurde dort bis vor einiger Zeit u. a. ein Tierfuttershop betrieben.
Alsterdorf war früher, wie sein Nachbarstadtteil Winterhude, eine Hochburg des Wäschereigewerbes und beherbergte 1912 sechsundzwanzig Betriebe. Heute existieren schon lange keine Wäschereien mehr, allerdings noch einige Gebäude der alten Betriebe, u. a. der Wäschereien Gebrüder Schütt und Ehrensmann, später Böhmert. (Alsterdorfer Straße 224 und Alsterdorfer Straße 267) Wir hoffen, dass die ehemalige Wäscherei Cansier mit ihrem imposanten Schornstein dem Stadtteil noch lange erhalten bleibt und sein Gesicht prägt.
Quelle: Industriekultur – 31. Jahrgang – 112. Heft – Ausgabe 3-2025, S. 46
Hans-Kai Möller